Aplerbeck-Mitte. Außergewöhnliche Klänge zauberte der Dortmunder Organist Dietmar Korthals aus der Aplerbecker Pfeifenorgel hervor, als er am Sonntag, 7. September 2014, sein Projekt „die populäre orgel - choralbearbeitungen für pfeifenorgel in pop- und jazzstilen“ vorstellte. Stefan Kutscher als sicherer Registrierhelfer trug seinen Part zum Konzert bei.
Das Orgelkonzert fand statt im Rahmen der von der Gemeinde Dortmund-Aplerbeck-Mitte angebotenen Reihe "Sonntagsmusik Ruinenstraße 5".
Überraschende Orgelklänge
Etwa zwanzig interessierte Zuhörer hatten sich eingefunden, um dieses Konzert zu erleben, das durchaus eine Nische im breiten Spektrum von Orgelkonzerten einnimmt. "Ich hätte viel mehr Zuhörern dieses Klangerlebnis gegönnt", resümierte einer der Zuhörer nach dem Konzert, noch sichtlich angerührt von den ungewohnten Klängen und der nachhaltigen Wirkung dieser Art der Interpretation altbekannter christlicher Melodien.
Zuhörer, die die Aplerbecker Orgelklänge aus den Gottesdiensten kennen, konnte Dietmar Korthals überraschen mit der Vielfalt der Klangmischungen, die die zweimanualige Orgel mit ihren elf Registern hergibt.
Nun danket alle Gott - einmal ganz anders
Eine erste Kostprobe der Art seiner Interpretation gab Dietmar Korthals mit dem in der christlichen Welt allseits bekannten Choral "Nun danket alle Gott". Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Melodie von Johann Crüger lieferte er in rhythmisch portionierten Facetten quasi als Puzzleteile, die man sich beim Zuhören zusammensetzen musste.
Dabei erzeugte er eine Spannung, die dadurch entstand, dass man immer auf das nächste Puzzleteil wartete, um es in den Gesamtklang einzufügen. Nach gut fünf Minuten endete der Vortrag mit einem fulminanten Schlussakkord, der nicht nur ein Akkord im herkömmlichen Sinne war, sondern ein ganzes Akkordgebilde, das sich nach hin und her wogenden Disharmonien in ein harmonisches Ende hineinsteigerte - um dann abrupt abgelöst zu werden von einer rhythmischen Figur im Pedal, die bereits den ganzen Vortrag hinweg dominiert hatte.
Eine Hommage an die Geliebte
Der Organist moderierte sein Konzert selbst und gab Einsichten in die Stilelemente, die er jeweils nutzte, um die von ihm empfundene Grundstimmung der Melodien und Choräle wiederzugeben oder gar zu verstärken. Darunter befanden sich Elemente von Jazz und Pop, swingende und rockige Passagen wechselten ab.
In seinem zweiten Vortrag ging es um eine Bearbeitung einer Melodie von Gottfried Heinrich Stölzel, die unter dem bekannten Titel "Bist du bei mir" in dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach überliefert ist. Wie Korthals in seiner Moderation voller Stolz mitteilte, habe er diese Bearbeitung Claudia gewidmet, seiner Freundin, die als Zuhörerin in den Reihen das Publikums saß. Beim Zuhören der weich swingenden Rhythmen und seichten Akkorde fühlte man sich tatsächlich in die Stimmung des Verliebtseins entführt.
Lieder und Choräle aus neuapostolischem Gesangbuch
Die weiteren Bearbeitungen widmeten sich fast alle Chorälen oder Liedern, die sich im alten oder aktuellen neuapostolischen Gemeindegesangbuch wiederfinden. Titel wie "Ich singe dir mit Herz und Mund", "Wer nur den lieben Gott lässt walten", "Wenn du in des Lebens Stürmen bist verzagt", "Welch ein Freund ist unser Jesus" oder "Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt" gaben einen tiefen Eindruck von der Gefühlswelt des Komponisten.
Auch die Bearbeitung der alten Kirchenmelodie "O Traurigkeit, o Herzeleid" brachte im Stil moderner Popmusik, rhythmisch und harmonisch verfremdet, die tiefen Emotionen des Textes deutlich zum Vorschein.
Plakativ und doch feinfühlend
Insgesamt verstand es der Künstler nicht nur, gewohnte Klänge aus der kirchenmusikalischen Ecke hervorzuholen, sie mit Elementen der Populärmusik wie Jazz oder Pop abzumischen und damit in ein modern anmutendes Klangkleid zu stecken, einfach so aus Freude am Experiment. Vielmehr vermochte er, mit den Stilelementen der aktuellen Musikszene emotionale Tiefen und Stimmungen der vorgetragenen Stücke quasi als Karikatur zu überzeichnen und den Charakter der Lieder aus den christlichen Gesangbüchern zu plakatieren und doch dabei sehr fein zu zeichen.
Er überlege sich bei seinen Kompositionen sehr wohl, welche Stilelemente aus der Populärmusik er den bekannten Melodien zuordne, so Dietmar Korthals. Es gehe ihm nicht um bloße Effektheischerei, sondern um eine gewollte und bewusste Interpretation von Melodie, Harmonie und Text der von ihm bearbeiteten Stücke.
Froher Ausklang mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen
Das Programm endete mit einer zweiten Fassung von "Nun danket alle Gott", ein Experiment Korthals', mit dem er praktisch eine Fortsetzung der zu Beginn des Konzertes gebotenen Bearbeitung des Chorales lieferte.
Eine interessierte Zuhörerschaft bedankte sich mit kräftigem Applaus für die sehr gelungenen und in emotionale Tiefen vordringende Musik. Dietmar Korthals bedankte sich mit einer Zugabe für den Applaus mit dem neuapostolischen Klassiker "Gott mit euch, bis wir uns wiedersehn", wie er diesen Beitrag ankündigte.
Statt des gewöhnlich dominierenden wehmütigen, an Abschied orientierten, Stimmungsbildes dieses Liedes - zwar mit Hoffnung auf ein Wiedersehen, aber doch zunächst auf Abschied eingerichtet - vermittelte die Bearbeitung von Korthals mit froh swingenden Klängen eher eine freudige Stimmung.
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