Lünen. Für die dritte Veranstaltung "Gespräch im Foyer" hatte die Gemeinde Lünen (Bezirk Dortmund-Nord) einen prominenten Gesprächsgast eingeladen: Stammapostel i. R. Wilhelm Leber hatte zugesagt, zum Thema "Internationalität der Kirche" Rede und Antwort zu stehen. So gab es am Freitag, 23. Mai 2014, einen interessanten Austausch von Fragen und Antworten zwischen etwa 80 Teilnehmern im Publikum und Stammapostel i. R. Leber auf dem Podium, flankiert von den beiden Lünener Gemeindeevangelisten Jörg Lohrmann und Stephan Wiese, die das Gespräch moderierten.
Die erste Frage an den Stammapostel im Ruhestand drehte sich um das lustigste und gefährlichste Ereignis während seiner Reisen als Stammapostel in den letzten zehn Jahren außerhalb Europas. In seiner Antwort erinnerte Stammapostel i. R. Leber an einen Gottesdienst in Afrika unter freiem Himmel. Nur der Altarraum sei mit Zeltplanen abgedeckt gewesen. Mitten während der Co-Predigt von Bezirksapostel Wilfried Klingler habe ein für Afrika nicht unüblicher starker Monsunregen eingesetzt und nach kurzer Zeit sei die gesamte Gemeinde verschwunden gewesen. Alle hätte wohl irgendwo Unterschlupf gesucht.
Bezirksapostel Klingler hätte die Predigt unterbrochen und als nach einer Viertelstunde der Regen aufhörte und sich die Wolken verzogen, seien sie alle wiedergekommen. "Alle", so der Stammapostel, "niemand ist fortgeblieben." Und schmunzelnd fügte er an: "Diese Co-Predigt ist wohl als die längste je gehaltene Predigtzugabe in die Geschichte eingegangen: Eine halbe Stunde - mit Unterbrechung allerdings!"
Natürlich habe es auch gefährliche Situationen gegeben, die man aber, Gott sei Dank, nicht immer aktuell so erlebt habe. Häufig habe man in der Nachbetrachtung gestaunt, dass da die helfende Hand Gottes vor manch drohender Gefahr - auch für Leib und Leben - tätig gewesen sein musste.
Musik im internationalen Vergleich
Das Thema Musik im internationalen Vergleich der Gemeinden nahm im weiteren Verlauf einen großen Gesprächsraum ein. Da gebe es die unterschiedlichsten Erfahrungen, so der weitgereiste Gast: Er erinnnerte sich an afrikanische Massengesänge - wohl mit hoher musikalischer Qualität - und daneben auch an für Afrika sehr einfache Musik mit Trommeln und einfachsten Naturinstrumenten, wie Flöten oder ganz ungewöhnlichen Klangerzeugern.
Es gebe hier und da in afrikanischen Gebieten die Begabung, Laute mit Zunge und Gaumen zu erzeugen, die europäischen Hörgewohnheiten gänzlich fremd anmuteten. Im asiatischen Raum sei wieder ganz andere Musik üblich. Musik sei ohnehin eine ureigene Angelegenheit völkischer Kultur und so präge sie auch das Leben in den Gemeinden.
„Mache dich auf und werde licht“
An ein Erlebniss erinnerte sich der Stammapostel, das ihn in Sambia stark berührt habe. Ein etwa 3.000 Stimmen starker gemischter Chor habe in der Stammessprache die auch in deutschen Gemeindechören bekannte Motette "Mache dich auf und werde Licht“ vorgetragen. " Die Altarplatte habe geradezu gebebt, soviel Kraft habe in dem Gesang gesteckt."
Eine Woche später habe er dann in Deutschland in einer Gemeinde Gottesdienst gefeiert und der Chor habe ebenfalls diese Motette vorgetragen. "Das kam vergleichsweise recht bescheiden daher, bei aller Wertschätzung auch dieser chorischen Leistung“, schmunzelte der Stammapostel im Ruhestand.
Kultureller Einfluss auf Kirche
Ob denn die unterschiedlichen kulturellen Gegebenheiten auch Einfluss auf Gottesdienst, Liturgie und den Glauben an sich habe, wollte ein Teilnehmer aus dem Plenum wissen. Die Antwort fiel differenziert aus: Die Liturgie sei durchaus als verbindliches Element durch kulturelle Einflüsse unangetastet. Das sei auch wichtig und notwendig. Das Gepräge im Gottesdienst an sich sei aber durchaus unterschiedlich. „Eine Versammlung von großen an die mehrere Hunderte zählende Gemeinde, womöglich unter freien Himmel, ist etwas ganz anderes als eine Wohnzimmergemeinde mit wenigen Teilnehmern. Das wirkt sich sicherlich auch auf den Gottesdienst aus“, so Stammapostel Leber.
Glaube gegen Aberglaube
Leben und Glauben seien auf jeden Fall von den kulturellen Gegebenheiten abhängig. In Afrika, wo zum großen Teil das Leben vom täglichen Überlebenskampf abhänge, sei eine ganz andere Glaubenskultur zuhause. Es bestehe ein tiefer, sehr einfacher, aber äußerst ursprünglicher Glaube, so der Stammapostel. Anfechtungen von Glauben, wie sie in einer Wohlstandsgesellschaft gang und gäbe seien, kenne man dort nicht.
Das bedeute aber nicht, dass der Glaube unangefochten sei. Die direkte Abhängigkeit von den Naturgegebenheiten im Überlebenskampf lasse die Menschen empfänglich werden für Aberglauben. Die Vorstellung von Hexen, Zauber und die Wirkung von ausgesprochenen Flüchen sei ein Phänomen, das schon einen Kampf um den Glauben bedeute. "Es ist schwer, den Glaubensgeschwistern klar zu machen, das solche Praktiken keinen Einfluss auf das Leben haben", so die Erfahrungen des im Ruhestand lebenden Stammapostels. Gott und Christus in den Mittelpunkt zu stellen, sei da manchmal sehr schwierig.
Asiatische Verhältnisse
In Asien sei das wieder ganz anders. Ebenso facettenreich zwar, aber fast ohne Kenntnis von Christentum überhaupt. In einem Gespräch mit einer gebildeten Frau in Hanoi habe sie ihm entgegnet: "Ach ja, von Christus habe ich auch schon einmal gehört!" Japan sei geprägt von der Tendenz der Menschen, sich überhaupt nicht an Religion zu binden. Dort sei es üblich, in jungen Lebensjahren zum Beispiel dem Buddhismus anzuhängen, später konvertiere man zum Hinduismus oder zum Islam und noch später werde man als Christ beerdigt. Die Toleranz zu religiösen Dingen öffne Tür und Tor für allerlei neureligiöse Bewegungen. „Ein ganz schwieriges Pflaster für die Gründung christlicher Gemeinden“, bewertet der langjährige internationale Kirchenleiter die Situation.
Kulturmix bereichert Gemeinden
Nach einem Streifzug durch nord- und südamerikanische sowie australische Verhältnisse kam Stammapostel i.R. Leber noch auf ein Phänomen in Neuseeland zu sprechen. Stammapostel Ernst Streckeisen habe seinerzeit dort einen Gottesdienst gehalten, an dem 100 Glaubensgeschwister teilgenommen hätten. Jahre später habe Stammapostel Richard Fehr eine Gemeinde von 200 Seelen angetroffen. Bei seinem letzten Besuch in Neuseeland traf er auf 1.000 Gemeindmitglieder. Dies seien jedoch kaum Einheimische gewesen, sondern eingewanderte Afrikaner. Sie hätten sich dort starke und lebendige Gemeinden geschaffen, voller afrikanischer Glaubensbegeisterung.
In seinen abschließenden Bemerkungen nannte der im Ruhestand lebende Stammapostel sein persönliches Fazit, das er aus den vielfältigen Erfahrungen bei den Reisen rund um den Globus gezogen habe. "Noch viel mehr als ohnehin schon muss man Gott, dem Herrn, allein überlassen, wie er das Bemühen der Menschen beurteilt, die sich in ihren unterschiedlichen Kulturen und Lebensverhältnissen an ihn wenden." Er selbst sei in seiner Betrachtung viel großzügiger und toleranter geworden. "Hoffen wir auf den lieben Gott und akzeptieren wir jeden Menschen, wie er ist", lautete sein Schlusswort.
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