Dortmund-Hörde. Bischof Manfred Bruns besuchte am Sonntag, 20. Juni 2021, die Gemeinde Hörde. Ist in der Regel ein Bischofsbesuch Anlass zur Freude, galt es jedoch diesmal, eine traurige Gemeinde zu trösten
Am Donnerstag zuvor ereilte die Gemeinde die Nachricht, dass die Frau ihres Vorstehers, Hilde Wolloscheck, nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren verstorben war.
Der spontane Besuch des Bischofs setzte dem Vorsteher, Evangelist Wilko Wolloscheck wie auch der Gemeinde ein starkes Zeichen der Verbundenheit und vermittelte bei aller Trauer Trost und Zuversicht.
„Uns geht der Heimgang unserer Glaubensschwester sehr nah, und es tut uns von Herzen leid,“ richtete der Bischof erste Wort an die Gemeinde und an den Vorsteher sowie seine Familie. Bei allem Unvermögen, rechte Wort zu finden, wolle man doch als Gemeinde zusammenstehen, sich um die Familie scharen und auch mit der jenseitigen Welt innig verbunden sein.
Ich halte mich Herr, zu deinem Altar
Erste Gedanken des Bischofs in der Predigt bezogen sich auf den Vortrag vom Spielerkreis „Ich halte mich Herr zu deinem Altar.“ (Chorbuch der Neuapostolischen Kirche, 389) Es könnte keine bessere Einstimmung auf diesen Gottesdienst gegeben haben in einer Lebensphase, wo man schon den Halt verlieren könne. Diese Situation sei eine solche. So sei es gut, einen Zufluchtsort zu besitzen, wo man Halt suchen und finden könne.
Der Bischof erinnerte an seinen Besuch in der Gemeinde Hörde im Januar dieses Jahres. Damals habe Freude über nach langer Zeit wieder stattfindende Präsenzgottesdienste im Mittelpunkt gestanden, heute beherrsche Trauer die Begegnung. Da gelte der Hinweis des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom in besonderer Weise: „Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden.“ (Römer 12,15)
"Heute sind wir zusammengekommen, um die Trauer zu teilen und dem Vorsteher Mitempfinden zu schenken."
Jesu, Seelenfreund der Deinen
Bischof Bruns stellte in seinen Ausführungen Jesus als den Seelenfreund vor, so wie es das zu Beginn des Gottesdienstes gelesene Eingangslied "Jesu, Seelenfreund der Deinen" (Gesanguch der Neuapostolischen kirche, 110) aussagt. Er sei als wahrer Freund gegenwärtig und nehme gewiss Anteil am Schmerz und der Trauer. Es sei nicht so, dass er an den Gebeten vorübergegangen und die Bitten gar nicht wahrgenommen hätte. „Es ist so, dass es dem Herrn Jesus schon zu Herzen geht, und zwar sehr“, strahlte der Bischof stille, aber kraftvolle Sicherheit aus. Das sei gewiss Anlass, sich auch in dieser besonderen Situation an den Seelenfreund Jesus zu wenden.
Jesu habe auch geweint und getrauert, als er vom Tod seines Freundes Lazarus erfahren habe, und das, obwohl er als Gottessohn gewusst habe, dass er ihn wieder zum Leben erwecken würde. So sei auch uns Menschen trotz der christlichen Gewissheit des Wiedersehens und des ewigen Lebens die Trauer, das Weinen und der Schmerz des Abschieds in unser Wesen hineingelegt – und Jesus als der Seelenfreund habe Mitempfinden und leide mit.
Einssein in Christus
Der Predigt an diesem Sonntag lag ein Bibelwort aus dem Johannesevangelium zugrunde: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ (Johannes 17,20.21)
Es gehe nicht nur um das Einssein der Christen untereinander, auch über die Verschiedenheiten von Konfessionen hinweg. Christus habe im hohepriesterlichen Gebet, aus dem die zitierten Verse stammen, um das Einssein aller in ihnen, Gott dem Sohn und Gott dem Vater, gebetet.
Es sei das Bild der noch unsichtbaren einen Kirche Christi gemeint, die der Gottessohn in diesem Gebet anspreche.
Schon heute sei das Einssein mit Gott und untereinander erfahrbar, unter anderem auch dadurch, dass man gemeinsam das Evangelium nach außen bezeuge. Und wenn Jesus wiederkommt, werde dieses jetzt noch verborgene Bild ein Stück weit sichtbar werden: Zur Kirche Christi zählen alle, die getauft sind, sich zu seinem Namen bekennen und ihm nachfolgen.
25. Juni 2021
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Bernd Casper