Wickede. Neunzig Jahre Gemeindegeschichte der Neuapostolischen Kirche in Dortmund-Wickede fanden am 10. Dezember 2017, dem 2. Adventssonntag des Jahres, ihren Abschluss. Apostel Wilhelm Hoyer feierte mit der Gemeinde den letzten Gottesdienst in ihrem vor 64 Jahren bezogenen Gotteshaus.
Stark rückläufige Mitgliederzahlen aufgrund einer hohen Altersstruktur der Gemeinde und kaum Aussicht auf eine sich mittelfristig ändernde Entwicklung ließen diese Entscheidung reifen.
Advent heißt: Da kommt noch etwas!
Apostel Hoyer eröffnete den Gottesdienst mit einigen Gedanken zu dem bekannten Lied „Advent ist es heut“. Das Lied kündige von einer Fortsetzung, man erwarte noch etwas: „Advent heißt: Er kam, er kommt heut und wird kommen.“ „Da ist noch nicht das Ende erreicht, es kommt noch etwas!“, so der Apostel. Er wünsche der Gemeinde Wickede im Angesicht ihrer Schließung eine ebensolche Perspektive.
Zwar ginge heute eine 90-jährige Gemeindegeschichte zu Ende, wendete er sich an die Zuhörer, zu denen auch etliche ehemalige Wickeder Gemeindemitglieder zählten. „Wohl feiern wir hier in Wickede nach 90 Jahren und in dieser Kirche nach 64 Jahren den letzten Gottesdienst“, sagte der Apostel, „aber das ist nicht der letzte Gottesdienst in der Kirche Christi“.
Natürlich könne man fragen, warum das so kommen musste, räumte der Apostel ein. Zur Antwort zitierte er aus dem ersten Petrusbrief: „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames.“ (1. Petrus 4.12)
Niemand möge sich befremden lassen von der nun zu vollziehenden Gemeindeschließung. Das sei kein Scheitern, keine Niederlage. Unumstößlich gelte das Wort: „Die Sach‘ ist dein, Herr Jesus Christ, die Sach‘ an der wir steh‘n.“
Rückblick in Dankbarkeit
In einem Rückblick auf die 90-jährige Gemeindegeschichte würdigte der Apostel die Arbeit aller seiner am Wohl der Gemeinde tätig gewesenen Glaubensgeschwister. Seinen damit verbundenen Dank richtete er an „alle Dienerinnen und Diener, alle Lehrerinnen und Lehrer", und lud die gesamte Gemeinde ein, in diesen Dank einzustimmen.
Beispielhaft erwähnte er Hirte Alfred Kalisch, der von 1992 an bis zu seinem plötzlichen Heimgang im Jahre 2009 die Seelsorge der Gemeinde Dortmund-Wickede als Gemeindevorsteher verantwortet hatte.
Ausblick in Zuversicht
Als Bibelwort für diesen besonderen Gottesdienst hatte Apostel Hoyer einen bekannten Text aus den Psalmen gewählt: „Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.“ (Psalm 27.4) Mit diesem Wort richtete er den Schwerpunkt der Predigt auf die Zukunft der Wickeder Gemeindemitglieder und wünschte ihnen die Fortsetzung intensiven Gemeindelebens in den jeweils von ihnen gewählten neuen Gemeinden.
Im Hause des Herrn zu bleiben bedeute, dass dieser Tag des Abschlusses einer 90-jährigen Gemeindegeschichte nichts ändern solle an der Treue gegenüber Gott, wie sie seinerzeit in den jeweils gesprochenen Konfirmationsgelübden gelobt worden sei.
Gegenwart und Herrlichkeit Gottes
Wo Luther in seiner Bibelübersetzung des zitierten Psalms vom Hause des Herrn, vom Gotteshaus spräche, würden andere Bibelübersetzungen von der Gegenwart oder der Herrlichkeit Gottes sprechen, erläuterte der Apostel. Zur Herrlichkeit Gottes gehöre die intensive Gemeinschaft mit Jesus Christus im Sakrament des Heiligen Abendmahls in seinem Leib und Blut.
Herrlichkeit Gottes beschreibe auch die Tatsache, dass Gott nie überfordert ist in seinem Schöpfungs- und Gestaltungswillen. Das Evangelium passe in jeden gesellschaftlichen Kontext, zurzeit der Gemeindegründung 1927 genauso wie 2017, neunzig Jahre später. „Herrlichkeit Gottes heißt ganz einfach und doch so prägnant: Er will unser Heil!“ schloss der Apostel diesen Abschnitt seiner Predigt.
Der Tempel - die Kirche Christi
Apostel Hoyer kam noch auf den Begriff „Tempel“ im 27. Psalm zu sprechen. Sicherlich sei auch die Kirche in Dortmund-Wickede, in der sich die Gemeinde seit ihrer Einweihung im Jahr 1953 64 Jahre lang versammelt habe, ein schöner Tempel. Doch im eigentlichen Sinn beschreibe „Tempel“ keinen Ort, kein Staatsgebiet, sondern die Gemeinschaft derer, die getauft sind, sich zu Jesus Christus bekennen und auf seine Wiederkunft warten.
„In diesem Tempel möchte ich bleiben!“, nannte der Apostel seinen Vorsatz und ermunterte die Wickeder Gemeindemitglieder, auch in den neuen Gemeinden die Gemeinschaft in diesem Tempel zu pflegen.
Abschiedsworte des Gemeindevorstehers
Evangelist Gerald Rockenfelder, der amtierende Gemeindevorsteher, wendete sich ein letztes Mal an seine Wickeder Glaubensgeschwister. Er bezog sich auf das Zitat des Petrusbriefs, sich nicht durch die Hitze befremden zu lassen, als sei sie etwas Seltsames.
Christsein bedeute eben nicht, unterwegs zu sein auf einem Spazierweg oder auf einem Promenadenweg. Auch sei Christsein kein Endspurt, in dem kurzfristig Höchstleistungen abverlangt würden. Christsein sei Hindernis- und Marathonlauf zugleich. Er vertraue darauf, dass Gott für jeden einen neuen Weg findet, worauf er gehen könne.
Abschließend dankte er der Gemeinde für sieben Jahre gemeinsamen Wegs als Gemeindevorsteher: „Ich danke für sieben Jahre Tempelbau Gottes mit euch!“
Ruhesetzungen und Verabschiedungen
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls nahm der Apostel die bei einer Gemeindeschließung anstehenden Amtshandlungen vor. Zunächst entband er Evangelist Gerald Rockenfelder von seiner Beauftragung als Wickeder Gemeindevorsteher. Er habe seinen Auftrag stets mit Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit ausgeübt, so der Apostel. Er dankte ihm und wünschte für die weitere Zeit als Vorsteher in Aplerbeck-Mitte Gottes Segen.
Seinen herzlichen Dank sprach der Apostel auch den in den Ruhestand wechselnden Amtsträgern aus. Priester Frank Kroll habe unter anderem seine musikalische Begabung eingebracht. Diakon Ulrich Steiner, der durch eine Erkrankung in letzter Zeit nicht mehr voll belastbar war, dankte er für seinen ungebrochenen Humor. Diakon Siegfried Schön, der vier Jahre lang dieses Amt in der Gemeinde Wickede ausgeführt hatte, würdigte er mit der Aussage seines Vorstehers, er habe so viel getan wie in einem ganzen Amtsleben. Der Apostel danke ihm für seinen Fleiß und sein Engagement.
Diakon Reinhold Schwarz wird zukünftig die Gottesdienste in Aplerbeck-Mitte besuchen. Der Apostel dankte für den bisherigen Einsatz und bestätigte seinen Amtsauftrag für die neue Gemeinde.
Neue Wirkungsbereiche
Die Wickeder Priester Norbert Kumor und Reiner Sobotta sowie Diakon André Kramer entband der Apostel ebenfalls mit herzlichem Dank von ihren Aufgaben in der Gemeinde Wickede. Ihr Platz wird künftig in der Gemeinde Unna-Massen (Bezirk Hamm, Apostelbereich NRW-Ost) sein. Dort wird der zuständige Apostel Wolfgang Schug in einem Gottesdienst am 1. Februar 2018 ihre Amtsaufträge für die neue Gemeinde bestätigen.
Priester Gottfried Kielau, der drei Jahre lang die Chorarbeit der Gemeinde verantwortet hatte und dazu von der Gemeinde Dortmund-Marten nach Wickede entsendet war, dankte der Apostel für diesen besonderen Einsatz, der nun ende. Für seinen Wechsel wieder in die Heimatgemeinde wünschte der Apostel Gottes Segen.
Profanierung des Gebäudes
Es folgte die Profanierung des Kirchengebäudes, so dass es in Zukunft anderen Zwecken dienen kann. Als letzten offiziellen Akt in diesem nunmehr profanierten Haus trugen die Amtsträger die Bibel und die Abendmahlskelche aus dem Kirchenraum.
Schlusspunkt in diesem denkwürdigen Gottesdienst setzte das aus Instrumentalisten der Dortmunder Bezirke gebildete Orchester unter der Leitung von Jörg Moderlak, das dem gesamten Gottesdienst zusammen mit dem verstärkten Wickeder Gemeindechor ein festliches Gepräge gab.
(Eine Kurzchronik zum Download siehe unter Galerie/Dokumente)
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