Lünen. Im Rahmen der Lüner Reihe „Gespräch im Foyer“ antwortete Bischof Johanning auf Fragen zur Zukunft von Kirche in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft. Dabei ging es auch um Sinn und Zweck von Ökumene.
Gunnar Herrmann, Priester in der Gemeinde Lünen, konnte Bischof Peter Johanning gewinnen, mit ihm zum Thema „Kirche von morgen“ ins Gespräch zu kommen. Die eineinviertel Stunden dauernde Veranstaltung stellte die Sinnfrage von Kirche und lotete wünschenswerte – mögliche und nötige – Veränderungen aus.
Eine Presseschau
Was läge näher, als einen Journalisten mit einigen Überschriften kürzlich erschienener Zeitungsartikel ins Gespräch zu bitten, eröffnete Gunnar Herrmann die erste Fragerunde. Er zielte damit ab auf den erlernten Beruf seines Gesprächspartners, der bis vor Kurzem als Pressesprecher der Neuapostolischen Kirche International die gesamte Kommunikation der weltweiten Kirche verantwortet hat.
„Kann die Kirche Menschen noch erreichen?“ und „Adieu, christliches Deutschland“ lauteten zwei Headlines. Erstmals seit Jahrhunderten gebe es keine kirchlich gebundene Bevölkerungsmehrheit mehr, so eine Meldung aus dem Jahr 2022. „Mehr als 600.000 Kirchenaustritte im Jahr 2021“ heißt es in einer weiteren Meldung.
Die Fragen an den Bischof: „Ist die christliche Kirche gefährdet?“
Gott sei Dank haben wir Kirche
„Kirchen sind unabdingbar“, so die klare Antwort des Bischofs. Sie seien Rückzugsort, Lernort und vor allem Begegnungsort mit dem Herrn, dem Evangelium und der frohen Botschaft. Aber: Kirche müsse mehr sein als Versammlungsort, sie müsse Glaubensheimat werden. Nur dann könne sie in das Leben hineinwirken, auch im Alltag.
„Wir sind Kirche“ lautete der Appell an die vor Ort und per Videostream versammelten Zuhörer. „Und wir sorgen dafür, dass Kirche, dass es Kirche auch in Zukunft geben wird.“
Kirche und junge Menschen
In einem weiteren Themenfeld beschäftigte sich das Gespräch mit dem Engagement junger Leute in Kirche. „Ja, das gibt es!“ beschrieb Peter Johanning seine Erfahrungen. Allerdings müssten wir uns als die im Alter fortgeschrittene Generation davon verabschieden, dass sie ihr christliches Leben noch so gestalteten, wie das noch vor zehn, zwanzig Jahren war.
Neben dem Interesse junger Menschen an Kirche in Bezug auf Frieden, Bewahrung der Schöpfung – sprich Umweltschutz – seien aber auch sogenannte weiche Faktoren sehr wichtig, so Erkenntnisse in einer zweijährlichen Befragung junger Menschen, wie der Wunsch nach Geborgenheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit.
„Kirche von unten“ oder „Kirche im Alltag“, waren Diskussionspunkte. Auch der Aspekt, dass man am puren Gottesdienstbesuch nicht seine Intensität des gelebten Christseins abmessen könne, kam zur Sprache. Junge Menschen mit Angeboten außerhalb der Gottesdienste anzusprechen und ihr christliches Leben selbst mitgestalten zu lassen, hielt der Bischof für angebracht. Er nannte beispielsweise Events, Meditationen und Gesprächsabende.
Kirche verändert sich stets
Die Frage nach Reformen in der Kirche prägte den nächsten Gesprächsteil. Bischof Johanning nannte einige grundsätzliche Veränderungen in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche bis hin zur jüngsten Zulassung der Frau zum kirchlichen Amt durch alle Amtsstufen hinweg.
Der Einsatz von sogenannten neuen Medien mit ihren Möglichkeiten aber auch Gefährdungen und Grenzen kam zur Sprache wie auch die Notwendigkeit von Aus- und Fortbildungen im geistlichen Amt. Das Schulungswesen sei eine Herausforderung der Kirche der Zukunft, so die Einlassung des Bischofs.
Zu einer Ordination gehöre eine theologische Schulung dazu, so sein Plädoyer für eine verbindliche Ausbildung. „Wir sind da noch nicht so weit, aber das wünsche ich mir für die Zukunft.“
Ökumene – es geht nicht ohne sie
Von der eher ablehnenden Haltung der Kirche zur Ökumene seien wir längst abgerückt, so antwortete Bischof Johanning auf die Frage, welche Bedeutung er der Ökumene beimesse. Auch die Phase, in der wir als Neuapostolische Kirche Ökumene als ein gutnachbarschaftliches Miteinander betrachtet haben, hätten wir abgeschlossen. Ökumene bedeute viel mehr: nämlich, dass man sich gemeinsam für Ziele einbringe.
Dabei gehe es darum das Evangelium gemeinsam zu verkündigen, damit es nicht verloren gehe in einer Welt, die den Anspruch haben solle, dass die Bibel nicht ausstirbt. Ökumene sei ein wichtiges Mittel, losgelöst von konfessioneller Zugehörigkeit, um überhaupt Gott ins Spiel zu bringen. Das sei unsere gemeinsame Aufgabe.
Ins Detail ging es mit Fragen und Antworten zur praktischen Ausübung ökumenischer Veranstaltungen wie gegenseitigen Gottesdienstbesuchen, Teilnahme an der Feier Heiligen Abendmahls in anderen Konfessionen.
„Ich halte Ökumene für wichtig, für lebenswichtig“, so brachte es Bischof Johanning auf den Punkt.
Das gesamte Gespräch ist auf YouTube verfügbar
8. Juli 2023
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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