Lünen-Brambauer. Zugunsten des Waisenhauses La Crèche in Bethlehem gab der Gemeindechor aus Brambauer am 2. Adventssonntag, dem 7. Dezember 2014, ein Benefizkonzert mit geistlicher Musik zum Advent. Gut 1.000 Euro konnten für die Not leidenden Kinder gesammelt werden.
Mehr als 250 erwartungsfrohe Zuhörer hatten sich in der katholischen Herz-Jesu-Kirche im Lünener Vorort Brambauer versammelt, um das geistliche Konzert zu genießen. Als Motto hatten die Musiker "Lobt Gott in seinem Heiligtum" ausgewählt.
Der gemischte Chor der Neuapostolischen Kirche Brambauer mit seinem Dirigenten Stephan Lichtenberg, die erst im November 2012 gegründete Lünener a-capella-Band "Mostly Five" und die Solisten Marina Planinic (Sopran), Vanessa Lichtenberg (Violine), Nora Lichtenberg (Violoncello) sowie Bernd Kutscher (Orgel/E-Piano) gestalteten das Konzert. Gesamtleitung hatte Stephan Lichtenberg.
Machet die Tore weit
Den Konzertauftakt bildete der gemischte Chor mit der Motette "Machet die Tore weit" von Andreas Hammerschmidt (1611-1675). Dynamisch bewegt und mit frischem Klang erfüllte der Gesang die tragende Akustik des Kirchengewölbes.
Nach der Begrüßung durch Pastor Christian Kuczynski von der gastgebenden Gemeinde setzte der Chor seine Vorträge im ersten Konzertteil mit den beiden Aufforderungen "Wachet auf ruft uns die Stimme im Chorsatz von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und dem allseits bekannten Weihnachtslied "Herbei, oh ihr Gläubigen" fort, das vermutlich vom englischen Komponisten John Francis Wade (1711-1786) stammt. Zwischendurch sang der Chor "Zu Bethlehem geboren" im Tonsatz des Schweizer Musikpädagogen Toni Däppen.
Begegnung zweier Konfessionen in Brambauer
In seiner Begrüßung hatte Pastor Kuczynski erläutert, wie es zur Begegnung dieser beiden Kirchengemeinden am Ort gekommen sei. Bei einer konfessionsverbindenden Trauung im Sommer des Jahres in der Herz-Jesu-Kirche zwischen einem Gemeindemitglied der neuapostolischen Gemeinde und einem Mitglied der katholischen Gemeinde unter Beteiligung des Chores der neuapostolischen Gemeinde habe der Klang des Chores begeistert. Dabei sei die Idee entstanden zu einem konzertanten Auftritt des Chores in der Herz-Jesu-Kirche, so der Pastor.
"Ich heiße Sie, Herr Lichtenberg" mit Ihrem Chor und den Solisten herzlich willkommen zu diesem Konzert", so hatte sich Pastor Kuczynski in seiner Begrüßung an die Musiker gewendet. Auch die Zuhörer hatte er herzlich begrüßt und dabei auf den Benefizzweck des Konzertes hingewiesen, zu dem im Verlauf des Abends noch weitere Informationen folgen würden.
"Mostly Five" mit "Joy to the world"
Der zweite Konzertteil begann mit dem Vortrag einer Geschichte rund um Weihnachten und setzte sich fort mit einer instrumentalen Bearbeitung der Arie "Lascia ch'io pianga" aus Georg Friedrich Händels (1685-1759) Oper "Rinaldo". Es folgten Chor, Streicher und Orgel mit "Wohl mir, dass ich Jesum habe" aus der Kantate 147 von Johann Sebastian Bach und der Chor mit den beiden Weihnachtsliedern "Als die Welt verloren war" mit polnischem Ursprung und dem aus der englischen Weihnachtsliedertradition stammenden "Freut euch, der Herr ist nah".
"Mostly Five" beendeten diesen Konzertteil mit den beiden Vorträgen "He is the Lord" und "Joy to the world", die ebenfalls aus englischer Weihnachtsliedertradition stammen. Die junge a-capella-Singgruppe bestach durch eine große Modulationssicherheit und eine auffallende Klangreinheit bei ihrer oft überraschenden Reise durch die Tonarten.
Fröhliche Weihnacht überall
Im dritten Konzertteil setzte Stephan Lichtenberg mit seiner Blockflöte den nächsten Akzent. Begleitet von Bernd Kutscher an der Orgel spielte er sauber intoniert und gekonnt phrasiert die Sonate d-moll, opus 2, Nr. 11 von Alessandro Marcello (1673-1747) für Orgel, Flöte und Basso continuo. Nach zwei Vorträgen des gemischten Chores aus dem Weihnachtsoratorium von Bach und dem von Michael Praetorius (1571-1621) komponierten Choral "Es ist ein Ros entsprungen" hatten noch einmal "Mostly Five" einen Auftritt.
"Frosty der Schneemann" kam im Stil der "Comedian Harmonists" quasi als Kontrast zum soeben verklungenen "Es ist ein Ros entsprungen" daher. Beim traditionellen "Jingle bells" ließen sie ihre jazzige Seite hervortreten und noch einmal entführten sie die Zuhörer in atemberaubende Harmonien beim "Stille Nacht, heilige Nacht". Das so schlichte Weihnachtslied entartete dabei aber nicht in eine Parodie seiner selbst, sondern gewann durch wohlgesetzte Harmonieverschiebungen, die überaus klangrein dargeboten wurden, an Ausdruckstiefe.
Den Schlusspunkt setzte der gemischte Chor mit dem deutschen Weihnachtslied "Fröhliche Weihnacht überall". Mit verdientem, lang anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum bei den Akteuren. In den Schlussworten drückte Pastor Christian Kuczynski noch einmal seinen Dank aus und verlieh seiner Hoffnung auf einen in Zukunft liegenden weiteren Auftritt des Chores der Neuapostolischen Kirche Brambauer in Herz-Jesu Ausdruck. Ein besonderer Dank ging noch von Stephan Lichtenberg an Heike Klecha, die die Kontakte zwischen den beiden Gemeinden pflegt und das Konzert organisiert hatte.
La Crèche - die Krippe
Fröhliche Weihnacht für Kinder in Bethlehem sei schon zur Zeit der Geburt Jesu nicht die Norm gewesen, spielte der Kurzvortrag zum Benefizzweck auf den Kindermord zu Bethlehem an. "Das Waisenhaus La Crèche in Bethlehem ist das einzige Haus für Findelkinder im ganzen Westjordanland. Die christliche Einrichtung ist eine Insel der Nächstenliebe in einer Gesellschaft, die in starre und archaische Regeln eingezwängt ist", wusste Carla Krei, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der Herz-Jesu-Gemeinde, in ihrem Vortrag zu vermitteln.
Die Krippe sei das Bild der Geborgenheit für Kinder, die durch Vergewaltigungen, Inzest oder auch nur durch ein schlichtes vor- oder außereheliches Malheur gezeugt wurden. Singen und sagen dürfe von diesen sogenannten "Kindern der Schande" aber niemand. Denn das wäre lebensgefährlich für die jungen Mütter. Väter und Brüder könnten sie nach den archaischen Regeln zur Rettung der Familienehre umbringen.
So seien die Kinder, die in diesem Waisenhaus aufwachsen, eigentlich namenlos, bis auf den Vornamen - kaum vorstellbar. Die katholische Gemeinde Herz Jesu in Lünen-Brambauer unterhält Kontakte zu diesem Waisenhaus und verbürgt sich für eine ungeschmälerte Ankunft der Spenden vor Ort.