Dortmund. Nach etwas mehr als 55-jähriger Präsenz einer neuapostolischen Gemeinde in Dortmund-Oestrich feierten die Gläubigen in ihrer Kirche Westheide 74 im Oktober 2023 den letzten Gottesdienst.
Apostel Thorsten Zisowski hielt den Festgottesdienst zur Profanierung der Kirche in Oestrich am Sonntag, dem 8. Oktober 2023. Gleichzeitig verabschiedete er den Gemeindevorsteher, Priester Manfred Holstein, altersbedingt in den Ruhestand.
Mut auf Neues
Es sei ein Tag, der Veränderungen mit sich bringe und vielfältige Empfindungen auslöse, wendete sich Apostel Zisowski zunächst an die versammelte Gemeinde. Dabei richtete er den Blick mit Dankbarkeit für die vergangenen Jahrzehnte erlebter Gemeindegeschichte in Oestrich in die Zukunft.
Das Bibelwort, das der Predigt zugrunde lag, hatte er aus dem Buch des Propheten Haggai gewählt: „Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der Herr Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der Herr Zebaoth (Haggai 2,9).“
Veränderungen habe es auch schon zu der Zeit gegeben, als das Bibelwort aufgeschrieben wurde. Und so wie damals durch den Propheten der Blick auf eine lohnende Zukunft gerichtet wurde, solle das Wort auch jetzt den Oestricher Gemeindemitgliedern Mut machen, sich in die neue Situation hineinzufinden. „Wer den Mut und die Bereitschaft hat, sich auf Neues einzulassen, kann den Segen Gottes in Fülle erleben und wird dankbar seinen neuen Platz einnehmen können.“
Du bist der Tempel
Mit einem Hinweis auf das Pauluswort „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? (1. Korinther 3,16)“ machte Apostel Zisowski den Gläubigen erneut bewusst, dass sie selbst den Tempel ausmachen.
Im Alten Testament habe man die Auffassung gehabt: „Willst du Gott nahe sein, gehe in seinen Tempel.“ Jesus Christus habe das im Neuen Testament ganz anders gestaltet. Er selbst – Jesus Christus – trete in die Gemeinde und ist ihr ganz nah.
„In diesem Bewusstsein kannst du auch den Frieden empfinden, ihn in dir tragen und in die neue Gemeinde einbringen,“ ermunterte der Apostel seine Glaubensgeschwister. Für den Frieden Gottes müsse man aber auch etwas tun, der komme nicht von ungefähr. „Habt ein weites Herz für alle, die nicht so sind, wie ihr seid“, zeigte er einen Weg auf, zu diesem Frieden zu kommen.
Wohnzimmer-Gemeinde
Priester Manfred Holstein, der seit 2017 Gemeindevorsteher in Oestrich ist und in diesem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet wurde, wendete sich noch einmal an seine Glaubensgeschwister. Er erinnerte an Augenblicke voller Frieden in der „Wohnzimmer-Gemeinde“, so wie sich die Oestricher als eine der kleineren Gemeinden immer verstanden.
„Wir wollen zuversichtlich nach vorne schauen,“ ermutigte er die Gemeinde. Es werde heute kein Schlussstrich gezogen, es gelte lediglich ein Zwischenergebnis zu betrachten mit Dank für das Erlebte und mit Freude auf das Künftige.
Kurzer Blick in die Chronik
Im Jahr 1968 wurde die Gemeinde gegründet, die zunächst den Namen Castrop-Rauxel-Dingen trug. Neuapostolische Christen, die in den Ortsteilen Castrop-Rauxel-Dingen, Castrop-Rauxel-Deininghausen und Dortmund-Oestrich wohnten und bislang zu den Gemeinden Castrop und Dortmund-Mengede gehörten, bildeten ab 1968 diese neue Gemeinde. Sie zählte zu diesem Zeitpunkt 110 Mitglieder. Die Gottesdienste fanden bis 1981 in der Grundschule Castrop-Rauxel-Dingen an der Westheide statt.
1981 wurde das neue Kirchengebäude an der Westheide 74 eingeweiht, wo sich die Gemeinde bis heute versammelt hat. Der Straßenname blieb, die Straßenseite änderte sich - und damit lag die Kirche jetzt auf Dortmunder Stadtgebiet. Das machte die Namensänderung der Gemeinde zu Dortmund-Oestrich nötig. Im Jahr 1990 betrug die Gemeindegröße 130 Seelen.
Bis zur Strukturreform der Kirchenbezirke im Jahr 2005 zählte die Gemeinde Dortmund-Oestrich – wie auch die Gemeinden Dortmund-Mengede und Dortmund Bodelschwingh – zum Kirchenbezirk Herne. Ab 2005 wechselten sie in den Kirchenbezirk Dortmund. Zuletzt zählte die Gemeinde Oestrich noch 50 Gemeindemitglieder.
Wechsel in benachbarte Gemeinden
Künftig werden sich die Oestricher, die zum Teil auch aus den naheliegenden Castroper Ortsteilen kommen, entweder nach Dortmund-Bodelschwingh oder in die benachbarte neuapostolische Gemeinde in Castrop-Rauxel-Süd orientieren.
Von den zuletzt in Oestrich tätigen fünf Amtsträgern versetzte der Apostel zwei in den Ruhestand: den Vorsteher, Priester Manfred Holstein, und Diakon Michael Dombrowski.
Den Amtsauftrag von Priester Christoph Kokoska bestätigte Apostel Zisowski für die Gemeinde Bodelschwingh. Er wird dort seinen priesterlichen Dienst fortsetzen. Die Amtsaufträge der beiden weiteren Seelsorger der Gemeinde Oestrich ruhen vorerst.
Ruhestand für zwei bewährte Amtsträger
Im September 2017 trat Priester Manfred Holstein als Gemeindevorsteher in Oestrich die Nachfolge von Priester Gerd Flink an, der in den Ruhestand gewechselt war. Bereits seit 2011 war der in Dortmund-Marten beheimatete Manfred Holstein zur Unterstützung der Gemeinde nach Oestrich abgesandt worden.
Sein erstes Amt als Unterdiakon hatte er für die Gemeinde Dortmund-Marten im Jahr 1984 empfangen. Vier Jahre später wurde er als Priester für Marten ordiniert. Dort brachte er sich mehr als 20 Jahre lang in diesem Amt in vielerlei Aufgaben ein. Zeitweise hatte er in Marten die Chorleitung inne und war Beauftragter für Jugendseelsorge. Auch unternahm er zahlreiche Seelsorgereisen nach Russland.
Er war bereits 62 Jahre alt, als ihm Apostel Wilhelm Hoyer die Gemeinde Oestrich als Vorsteher anvertraute. Jetzt verabschiedete Apostel Zisowski den 68-Jährigen mit Dank und Anerkennung für 40 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit in der Neuapostolischen Kirche in den wohlverdienten Ruhestand.
Diakon Michael Dombrowski würdigte Apostel Zisowski für seinen mit einem Barometer vergleichbaren langjährigen diakonischen Dienst in der Gemeinde. Er sei ein Gradmesser für Stimmungen in der Gemeinde gewesen, habe stets Interesse am Wohlbefinden des Einzelnen gehabt und die Gottesdienstbesucher mit Herzlichkeit und Wärme willkommen geheißen. Etwas vorzeitig hatte er aus gesundheitlichen Gründen um seinen Ruhestand gebeten. Der Apostel kam dieser Bitte nach und dankte ihm für seinen Dienst.
31. Oktober 2023
Text:
Lutz Krupka,
Günter Lohsträter
Fotos:
Lutz Krupka
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